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Acta Medica 2020/1

Editoral

Seit ein paar Monaten wird unser Alltag deutlich durch die Covid-19-Pandemie mitgeprägt. Eine direkte, eher belanglose Folge davon sind Terminverschiebungen. Die GV 2020, die am 7. März hätte stattfinden sollen, findet nun am Samstag, 31. Oktober 2020, wiederum in Uznach, statt. Die für 8.-10. Mai 2020 vorgesehene dritte Session der Vortragsreihe „Der christliche Arzt“ im Benediktinerkloster Disentis wurde auf 19.-21. Juni 2020 verschoben. Von viel grösserer Bedeutung sind weltweit die noch nicht absehbaren Folgen gesundheitlicher - und damit eng verbunden – wirtschaftlicher Natur. Und: Lehrt uns diese mit Wucht begonnene Seuche etwas? Ist der Mensch doch nicht das Mass aller Dinge? Muss die Demut (wieder-)entdeckt werden, die Gottesbeziehung in Erinnerung gerufen werden? Für den Moment scheint es uns wichtig, dass die zum grossen Teil noch gar nicht erfassbaren Probleme rund um das Coronavirus selbstlos mit beruflicher und politischer Klugheit und Kompetenz angegangen werden, ohne dabei philosophische, anthropologische und theologische Überlegungen zu vernachlässigen.

Heillige Corona bitte für uns!

Auch der Heilige Karl Borromäus, der während einer Pestepidemie in Mailand ein funktionierendes Gesundheitswesen aufgebaut und selbst aktiv und ohne Furcht an der Krankenpflege teilgenommen hat, möge angerufen werden.

Um noch kurz bei Covid-19 zu bleiben: Dr. med. Peter Ryser hat auf den beiden nächsten Seiten seine ersten Überlegungen zu dieser Krankheit zusammengefasst. So auch zum Stichwort Triage!

Die folgenden Seiten sind lieben Verstorbenen gewidmet.
Unsere langjährige Vizepräsidentin Adelheid Grüninger und unser jahrzehntelanger Geistlicher Berater Dompropst Msgr. Christoph Casetti haben unsere Vereinigung geprägt und bereichert und wir gedenken ihrer mit grossem Respekt und in grosser Dankbarkeit. Drei weitere Persönlichkeiten, die sich auch ganz dem Schutz des menschlichen Lebens verschrieben hatten, werden kurz gewürdigt.

„Organspende: Nicht ohne meine Zustimmung“ lautete des Thema des „Tag des Lebens“ des Bistums Chur, zu dem am 12. Oktober 2019 das Bischöfliche Ordinariat Chur und Human Life International (HLI)-Schweiz nach Zürich eingeladen hatten. Zum Beginn feierte Dompropst Christoph Casetti mit einigen Tagungsteilnehmenden die Heilige Messe in der stimmungsvollen Kirche St. Peter und Paul (für mich, Nikolaus Zwicky-Aeberhard, war es die letzte, von Msgr. Casetti zelebrierte Messe!) Die beiden Grundsatzreferate der Tagung, die grosse Beachtung fanden, sind abgedruckt: Prof. Dr. med. Axel W. Bauer referierte unter dem Titel „Ist die vermutete Zustimmung bei der Organspende aus ethischer Perspektive angemessen?“ . Ausgehend von der Tatsache, dass im Jahr 2019 in der Schweiz und in Deutschland politische Initiativen zur Erleichterung von Organentnahmen bei sogenannten „Hirntoten“ (in der Schweiz die Volksinitiative für die Widerspruchsregelung) ergriffen wurden, ging er u.a. auf die Frage „Wie tot sind Hirntote ?“ ein. Nach einer sorgfältigen, ausführlichen Analyse formulierte er folgenden aufrüttelnden Schlusssatz: „Das tragische Alleinstellungsmerkmal der Organspende, welches darin besteht, dass der potentielle Organempfänger den unfreiwilligen Tod eines anderen, ihm unbekannten Menschen herbeisehnen muss, um eine Verbesserung des eigenen Gesundheitszustands – vielleicht – erreichen zu können, ist mit der regelhaften Vermutung einer Zustimmung des Betroffenen zur Organentnahme nach meiner Überzeugung prinzipiell unvereinbar.
Lic. iur et theol. Niklaus Herzog fordert in seinem Aufsatz "Informierte Zustimmung: Ein Muss für die Organspende" ein klares und unmissverständliches Nein zur Widerspruchsregelung, da diese einen massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, vor allem in das körperbezogene Selbstbestimmungsrecht und das Recht auf körperliche Integrität bedeuten würde. Er schildert, wie der Bundesrat mit seiner „Erweiterten Widerspruchslösung“ gegenüber seiner früheren Haltung einen Schwenker gemacht hat. Am 8. März 2013 hatte er nämlich festgehalten: „Das Neutralitätsprinzip des Bundes besteht darin, nicht aktiv auf die Förderung der individuellen Spendebereitschaft hinzuwirken. Der Staat soll in dieser Frage neutral bleiben und jeden individuellen Entscheid zur Spende respektieren. Eine Pflicht zur Organspende kann es nicht geben.“

Am 13. Juni 2019 fand in der Universitäts-Frauenklinik Bern eine Fortbildung zur Thematik „Successful Reversal oft the Effects of Mifepristone Using Progesterone" (Erfolgreiche Aufhebung der Wirkung der Abtreibungspille Mifepristone durch Progesteron) statt. Der Gynäkologe Dr. med. Werner Förster aus Einsiedeln führte durch die Tagung, welche in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. George Delgado, M.D., FAAFP, Präsident des STENO-Instituts stenoresearchinstitute@gmail.com in Escondido, U.S.A und der Arbeitsgruppe APR www.arbeitsgruppe-apr-ch (APR=Abortion Pill Reversal) durchgeführt wurde.*) Den Teilnehmenden gewährte die SGGG (Schweiz. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) 4 Credits an die Kernfortbildung. Das Wesen der Aufhebung der Mifepriston-Wirkung durch Progesteron wird in der Arbeit von Prof. Delgado eindrücklich aufgezeigt. Mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis konnte sein Originalartikel A Case Series Detailing the Successful Reversal of the Effects of Mifepristone Using Progesterone im vorliegenden Heft unserer Acta abgedruckt werden. Schade, dass man von dieser an sich einfachen APR-Methode, die in den U.S.A. offensichtlich etabliert ist, in Europa bis jetzt sehr wenig hört. Daher danken wir den Veranstaltern dieser Tagung, insbesondere auch der Universitäts-Frauenklinik Bern für die Durchführung dieser wertvollen Fortbildung, welche geeignet ist, das Wissen über APR zu verbreiten und weiter zu vertiefen. Beachten Sie auch die Letzte Seite mit wichtigen Terminen.

Mit guten Wünschen

Rahel Gürber, Präsidentin
Nikolaus Zwicky-Aeberhard, Past Präsident

*) Die Arbeitsgruppe APR (Abortion Pill Reversal) ist aus der SHMK (Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind), Münchenstein, hervorgegangen.

P.S.: Wir bitten erneut diejenigen Mitglieder, die uns ihre Email-Adresse noch nicht bekanntgegeben haben, uns diese noch zuzustellen. Unsere Email-Adressen siehe unter Impressum. Vielen Dank!

INHALTSVERZEICHNIS
Heillige Corona bitte für uns! , Dr.med. Nikolaus Zwicky-Aeberhard
In Memoriam Adelheid Grüninger
In Memoriam Dompropst Msgr. Christoph Casetti
Ist die vermutete Zustimmung bei der Organspende aus ethischer Perspektive angemessen?, Prof. Dr. med. Axel W. Bauer
Informierte Zustimmung: Ein Muss für die Organspende", Lic. iur et theol. Niklaus Herzog
A Case Series Detailing the Successful Reversal of the Effects of Mifepristone Using Progesterone, Prof. Dr. George Delgado, M.D